Der erste Morgen mit strahlendem Sonnenschein. Herrlich!
Da wir aber schon wieder eine sehr kalte Nacht hatten, checke ich mal unsere Gasflasche, wie viel wir verbraucht haben. Und falle fast vom Hocker. Die erste Flasche soll schon zur Hälfte leer sein! Das könnte aber ein kurzer Urlaub werden. Und natürlich frage wir uns, wie das kommen kann. Denn wir haben bewusst wenig geheizt und Heizung/Warmwasser lieber einmal zu viel abgestellt. Sehr ungewöhnlich. Wenn es jetzt nicht rasch wärmer wird, kriegen wir spätestens nach 2 Wochen ein Problem. Schlecht, wenn man eigentlich 4 Wochen weg sein will… Mal gucken, wie wir das Problem lösen.
Stirling Castle
Leicht unentspannt fahren wir nach Stirling und müssen erst mal auf andere Gedanken kommen. Die Parkplatzsuche klappt schon mal problemlos. Auf der steilen Zufahrtsstraße hoch zum Castle finden wir einen perfekten Bezahlparkplatz. 2£ für 2 Stunden: Sollte nach unseren bisherigen Erfahrungen locker reichen.
Routiniert stellen wir uns an der Kasse als „member“ vor, erhalten unsere Audioguides und schlendern hinein. Und das Castle hier ist dann schon eine andere Hausnummer als die bisherigen Sehenswürdigkeiten. Sowohl die Touristenzahl, als auch der Aufwand für die Inszenierung ist deutlich höher als bei unseren zuvor besuchten Sites. Gut, dass wir in der Vorsaison sind. Im Sommer müssen sich die Leute hier tottreten!
Als wir von den Burgmauern die vor uns liegende weite Ebene mit teilweise noch schneebedeckten Bergen der Highlands im Hintergrund betrachten, hören wir plötzlich einen sehr lauten Schrei. Bald darauf wieder. Ich tippe auf entweder eine Militärwachablösung oder den sehr ungehaltenen Vater eines ungezogenen Jungen. Es ist dann aber nur ein Tourguide, der sehr anschaulich eine Belagerung des Castles nachspielt: „Boom!“
Und auch in den Gemächern wird nachgespielt: Ladies in feinen Gewändern erklären, was in den Räumen zu sehen ist und es zeigt sich: Einhörner waren in Schottland schon früh trendy.
Beeindruckend sind auch die leuchtend bunt bemalten Holzschnitzereien, die in einigen Räumen an Wand und Decke hängen. Für die Portraits an der Decke soll der Künstler pro Nase 5 Wochen gearbeitet haben. Respekt!
Mit der Besichtigung sind unsere 2 Stunden wie im Fluge vergangen – hier kann man echt Zeit verbringen!
Doune Castle
Und es wird langsam langweilig.
Also vielleicht für den Leser, aber nicht für uns. Denn nach dem Castle ist vor dem Castle. Direkt um die Ecke gibt es das Doune Castle (gesprochen: Duhn), was Schauplatz für die Ritter der Kokosnuss von Monty Python, die erste Folge von Game of Thrones und die Serie Outlander nach den Gabaldon-Büchern war.
Der Knüller hier: Der Audioguide wird von Terry Jones aus der Monty-Python-Truppe gesprochen. Und der macht seinen Job absolut fantastisch. Absolute Empfehlung!
Das Castle ist leider an vielen Stellen zu Renovierungszwecken eingerüstet. Insofern wird der „authentische“ Eindruck etwas getrübt. Aber im Inneren ist dann vor allem die unterhaltsame Audioführung hilfreich. Besonders beeindruckend ist die Küche, mit der bestimmt 5 Meter breiten Feuerstelle, wo dann schon mal ein ganzer Ochse am Spieß gegrillt wurde.
In die Trossachs
Jetzt hat es sich aber ausgecastlet. Wir sind jetzt wirklich reif für mehr Natur und weniger Historie. Und die Trossachs, das Gebiet nordöstlich vom Loch Lomond, scheinen hierfür wie gemacht.
Die Straßen werden hinter dem Einfallsort in die Region, Callander, richtig kurvig, hügelig und schmal. Und da uns anscheinend alle Wochenendausflügler entgegenkommen, muss man schon gut gucken, wie man fährt.
Wir haben beschlossen, heute mal einen BritStop zu machen. BritStops ist die britische Variante von France Passion. Also kostenlose Unterkunft bei einem Gastgeber, der Bauer, Winzer oder Gastronom ist.
Unser erster Versuch ist die Trossachs Woolen Mill hinter Callander. Da ich stur nach Navi fahre, den ich mit der britischen Postleitzahl gefüttert habe, fahren wir gekonnt daran vorbei. Und wenden kann ich dann auf der engen Straße erst nach ein paar Kilometern bei der nächsten Kreuzung.
Im zweiten Anlauf landen wir dann aber doch da, wo wir hin wollen. Der dortige Stellplatz ist aber lediglich der Parkplatz an der „Hauptstraße“. Könnte nachts zwar ganz okay ruhig sein, aber schön ist anders.
Immerhin komme ich aber jetzt auch zu einem Kaschmirpulli. Denn ich habe Annette in den letzten Tagen doch etwas um das kuschelig warme Stöffchen beneidet. Und als wir dann noch ganz geschäftstüchtig einen 20%-Discount-Gutschein zugesteckt bekommen, musste ich halt zuschlagen…
Der nächste Britstop ist im Örtchen Brig o‘Turk in Richtung Loch Achray. Diesmal ein „lively country pub“, das Byre Inn. Ganz so lebhaft ist es am frühen Abend aber noch nicht. Der Parkplatz ist weitestgehend frei und auch als wir am frühen Abend dort essen gehen, ist es übersichtlich gefüllt.
Das Byre Inn punktet dann mit einer sehr abwechslungsreichen Playlist, die von Iggy Pop über Nena bis zum Radetzkymarsch reicht. Und mit den Scallops, die wir uns als Vorspeise teilen, stimmen wir uns schon mal aufs Meer ein.
Fotospaziergang
Da es nach dem Abendessen immer noch hell ist, machen wir einen Abendspaziergang zum Loch Achray. Über eine kleine malerische Steinbrücke gelangt man zum Weg, der einen zum See bringt.
Und dort kann man dann noch den letzten Sonnenstrahlen beim Untergehen zugucken und Schottlandfeeling tanken.
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