Wir gucken aus dem Fenster und es sieht fantastisch aus.
Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein. Aber einen Haken hat die Sache dann doch. Der Wind. Der ist nämlich frisch bis stürmisch und macht die ganze Sache dann doch so kühl, dass man sich für draußen auf jeden Fall eine Jacke anziehen muss.
Wir machen uns auf einen kleinen Erkundungsspaziergang. Anhand der Karte habe ich gesehen, dass man auf den schmalen Deichen wunderbar bis zum Plage Beauduc im Westen gehen kann und dann sogar in einer Rundwanderung wieder zurück zum MoMo kommen kann. Ein perfekter ausgedehnter Spaziergang von vielleicht 8-10 Kilometern. Schaffen wir locker!
Deichwege
Auf dem ersten Stück gibt es links Wasser und rechts Wasser. Übersichtlich. Weit. Die Deiche werden lediglich durch Steine und Holzpfähle gesichert. Vor allem Letztere haben es uns angetan. Jeder einzelne von ihnen ist ein Unikat und hat einen eigenen Charakter. Fast schon eine regelrechte Pfahlarmee, die den Deich bewacht. Manche dicker, manche dünner, manche mit Glatze, manche mit exquisiter Frisur, manche mit Hut. Ein äußerst dankbares Fotomotiv!
Als wir uns dem Strand nähern, kommen immer wieder Fahrzeuge an uns vorbei, aber keine Womos. Wie wir später erfahren, gibt es diesmal weiter vorne aber keine Höhen- sondern eine Breitenbegrenzung von 2 Metern. Definitiv zu schmal für uns. Schade, denn sonst wäre das ein ganz schön toller Parkplatz direkt am breiten Sandstrand. Dort tummeln sich vor allem Kitesurfer, die neoprenbeanzugt zum Meer hinpilgern.
Am Strand von Beauduc
Wir machen erst mal Rast. In die Dünen gekauert, da der Wind hier im Neoprenanzug super ist, in normalen Klamotten aber äußerst frisch ist. Erstaunt stellen wir fest, dass wir schon 7 Kilometer unterwegs waren, aber noch nicht mal die Hälfte des Weges geschafft haben – da war meine Schätzung wohl etwas ungenau!
Auch Pferde galoppieren am Strand entlang – ansonsten gehört der prächtig breite Strand von Beauduc uns quasi alleine. Der Leuchtturm von Gacholle ist unser Fixpunkt am Horizont. Wir können allerdings schlecht einschätzen, wie weit er weg ist – so sehr verschwimmt das Gefühl für Entfernungen an diesem langen und breiten Strand!
Am Ende des Strandes haben wir noch reichlich Weg vor uns. Und wenn man sich auf weniger eingestellt hat, fühlt sich das reichlich herausfordernd an. Wie gut, dass es da die Flamingos in den Etangs am Wegesrand gibt, mit deren Beobachtung man sich die Zeit gut vertreiben kann, wenn die Füße mittlerweile jeden Stein unter den Sohlen spüren. Denn Wanderschuhe wollte ich für den Weg dummerweise gar nicht anziehen…! Besonders spektakulär ist es wenn ein Zug von mehreren Flamingos über einen hinwegfliegt und dann im Wasser landet. Das ist dann schon anders als im Zoo zuhause!
Erschöpft und mit qualmenden Füßen kommen wir endlich nach 16km am MoMo an. Wir beschließen, heute nicht mehr viel zu unternehmen. Stattdessen wollen wir es uns auf dem Campingplatz Le Bois Flottés in Salin-de-Giraud gut gehen lassen.
Campingplatz mit Spezialtoilette
Der freundliche Empfang und der zivile Preis in dem erst vor einem Jahr eröffneten Platz lassen uns gutes hoffen. Aber so ganz werden wir mit dem Platz nicht warm. Die Stellplätze sind mehr Staub als Rasen und die sanitären Anlagen sind originell: Damit man in der Vorsaison nicht so viel putzen muss, hat man einfach einen Bungalow als Toiletten-/Duschhaus auserkoren. Hier befindet sich genau eine Toilette und genau eine Dusche. Zugänglich vom einzigen Raum mit breiter Glasfront. Da die Dusche aber keine Umkleide hat und der Bungalow sich nicht abschließen lässt, darf man also quasi Open-House-Duschen. Wer‘s mag…
Sonnenuntergang deluxe
Auch hier weht ein frischer Wind, so dass wir uns früher, als uns lieb ist, ins MoMo verkriechen. Wir haben uns schon innerlich von einem schönen Tag verabschiedet, als wir noch mal nur pro forma auf den Himmel beim Sonnenuntergang gucken. Und meine Fresse, da braut sich was zusammen! Als lassen wir alles stehen und liegen und gehen schnell hinaus, um dieses Spektakel nicht zu verpassen.
Jetzt werde ich für meine mangelnde Vorbereitung bestraft. Denn rund um den Campingplatz gibt es eigentlich keine wirklich zwingenden Motive. Und dieser Sonnenuntergang hätte welche verdient!
Bisher dachte ich bei Bildern aus der Camargue immer, dass die Fotografen da doch etwas sehr an den Farbreglern gedreht haben. Aber es leuchtet wirklich alles in den tollsten Schattierungen des Orange-Lila-Spektrums. Absolut sensationell!
Und ich male mir hinterher aus, was für Wahnsinnsbilder man vom Aussichtspunkt auf die Salinen hätte machen können, wo sich das Himmelsspektakel noch mal in der Wasseroberfläche spiegelt. Dieser ist nur leider 2km entfernt – so viel zu verpassten Gelegenheiten! Es sei aber als Tipp für den geneigten Leser sehr empfohlen.
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