Wir wachen immer noch verlässlich vor Sonnenaufgang auf, fühlen uns aber fit dabei. Gut so!
Während Annette und Sofie mit einer Handvoll unserer gesammelten Quarters Duschen gehen, nutze ich die Gelegenheit für einen ersten Fotospaziergang. Nicht spektakulär, aber einen Sonnenaufgang mitzuerleben ist ja immer schön. Vor allem, wenn es nach der empfindlich kalten Nacht sofort ein bisschen wärmer wird.
Sofie machen wir mit unserem „deutschen“ Frühstück mit belegten Broten sehr glücklich – das hat sie lange nicht gehabt!
Begeistert ohne Geister
Anschließend geht es dann in die so früh am Morgen noch weitestgehend leere Ghost Town von Calico. Und beim Umherstreifen stellt sich prompt dieses unnachahmlich Gefühl ein, dass wir vom Südwesten der USA so lieben.
Es ist eigentlich eine eher übersichtliche Wüstenlandschaft. Diese ist aber durch die Weite und die tollen Farbtöne in den diversesten Erdtönen, gesprenkelt mit dem gelegentlichem grün der Sträucher, trotzdem grandios.
Und auch die Kulisse der Geisterstadt ist ein guter Einstieg in diesen Urlaub. Den tollen Geruch nach warmen Holz könne wir mit den Fotos aber leider nicht transportieren…
Und auch die schnuckelige Schule, die eher wie ein Kapelle aussieht, gefällt mir gut – vielleicht brauchen die noch einen Geisterlehrer?
Nachdem wir alles weggeguckt haben geht es weiter Richtung Norden. Wir haben unsere Planung neu ausgerichtet und peilen für heute die Alabama Hills an. Die liegen nicht in Alabama, sondern westlich des Death Valley und waren Schauplatz für unzählige Western. Soll lohnend sein.
Und heute genießen wir tatsächlich das Cruisen auf den Highways. Denn der Verkehr ist übersichtlich und das Fahren auf diesen endlos geraden und weiten Straßen ist mit Tempomat ein wahres Vergnügen.
Da fliegt dir doch das Blech weg
Also: Könnte ein Vergnügen sein. Wenn wir nicht das Crapmobil hätten. Denn die Pleiten, Pech und Pannenserie setzt sich heute nahtlos fort. Während der Fahrt öffnen sich die Dachluken selbständig, obwohl wir sie ordnungsgemäß verschlossen hatten.
Viel verheerender ist jedoch das merkwürdige metallische Scheppern, was wir nach einiger Zeit hören. Ist eine Stauklappe offen? Kann doch nicht sein! Also fahren wir vom Highway auf eine der vielen abzweigenden Schotterwege ab, um in Ruhe Fehlerursache zu betreiben.
Annette entdeckt schließlich die Ursache: Ein 40x80cm breites dickes Blech, was offensichtlich den Gastank schützen soll, hat sich an einer Stelle, von Rost zerfressen, gelöst und schleift über den Boden. Auf den nächsten Meilen wäre es uns vielleicht um die Ohren geflogen. Was ein Dreck! Mit viel Geruckel kriege ich es schließlich komplett ab. Immerhin etwas.
Jetzt aber wirklich erbost rufe ich bei unserer Station an und möchte meinen Ärger bei Tom loswerden. Ich werde aber mit einem Schweizer in der Las Vegas-Station verbunden. Und er arme Kerl muss nun meinen ganzen Ärger auf sich niedergehen lassen. Denn beim Aufzählen der ganzen Sachen, die schon schief gelaufen sind, fällt uns auch noch auf, dass Tom vergessen hat uns die Fahrzeugpapiere, wie von ihm versprochen, hinter die Sonnenblende zu stecken. Wir fahren also jetzt auch noch halbkriminell hier rum. Crapmobil von Crap Time.
Tankabenteuer
Erleichtert, dass uns das Blech nicht mehr um die Ohren fliegen kann, reisen wir trotzdem mit guter Stimmung weiter. Denn die Landschaft mit den mächtigen Bergen der Sierra zur Linken und der Panamint Range des Death Valley zur Rechten sieht einfach grandios aus.
Obwohl wir in Calico bereits einmal getankt hatten meldet sich die Tankuhr: In 40 Meilen wäre der Tank dann mal leer. Upsi. Damit würden wir zwar so gerade noch bis Lone Pine kommen, aber entspannt ist anders! Also peilen wir die nächste Tanke an, die netterweise nur wenige Meilen entfernt ist. Dort geht das Spiel los, dass meine Kreditkarte nicht so ohne weiteres akzeptiert wird. Das geht dann so: Tankstutzen bereits einführen, richtige Benzinsorte auswählen, an die Kasse gehen. Dann dem Kassierer sagen, für wieviel Dollar man tanken will, Kreditkarte belasten lassen und wieder zum Womo gehen. Dort kann man dann endlich tanken. Schräges System. Ich hatte grob überschlagen, dass ich mit 100$ ungefähr richtig liegen müsste. Tue ich auch, aber bei 95$ ist dann der Tank auch endgültig bis zum letzten Tropfen gefüllt. Der Rest ist meine Spende für die Tanke. Bekloppt…
Sweet Home Alabama Hills
Das alles ist aber vergessen, als wir in Lone Pine in Richtung Alabama Hills abbiegen. Nach wenigen Kilometern ist man in einem Wunderland aus rundlichen Felsen und gelegentlichen Arches – eine Mischung aus dem Arches-Nationalpark und dem Goblin Valley. Und das ganze vor der imposanten Kette der High Sierra mit dem Lone Pine Peak und dem Mount Whitney, dem höchsten Berg von Kalifornien. Wow!
Schon an unserem ersten Stopp mit dem lustigen Gesicht, was auf die Felsen gemalt ist, sind wir geflasht.
Und es kommt noch besser: Auf der Suche nach unserem Stellplatz für die Nacht stellen wir fest, dass man im Gebiet der Alabama Hills erlaubt Boondocking (Freistehen) machen kann.
Und tatsächlich: Als wir auf die „Movie Road“ fahren, sehen wir immer wieder links und rechts an den schönsten Stellen mitten in den Felsen Womos oder Pickups stehen. Wie cool ist das denn?
Unser erster Arch
Der bekannteste Punkt an der Movie Road ist der Moebius Arch, zu dem ein markierter Rundweg führt.Machen wir natürlich und sind wie berauscht von den tollen Ausblicken und Ansichten, die sich hinter jeder Kurve bieten.
Und am Arch machen wir natürlich noch eine kleine Fotosession, da glücklicherweise gerade keiner kommt.
Denn tatsächlich ist hier verhältnismäßig reger Verkehr!
Boondocking Deluxe
Jetzt überlegen wir hin und her. Einfach am Parkplatz vom Moebius Arch stehen und dort boondocken? Oder doch ganz woanders? Wir entscheiden, dass wir die Movie Road noch ein bisschen weiter fahren und gucken, ob sich ein Plätzchen anbietet.
Und tatsächlich: Wenig später finden wir eine kleine Bucht mit Feuerstelle die wie für uns gemacht scheint.
Nach links und rechts prächtige Ausblicke – ein Stellplatz topdeluxe!
Eye of Alabama
In meiner PocketEarth-App entdecke ich, dass es ganz in der Nähe einen anderen Arch gibt: Das Eye of Alabama. Wir machen uns auf die Suche.
Aber zunächst finden wir es nicht. Wir sehen dafür jede Menge andere schöne Aussichten, aber keine mit Eye.
Schließlich finde ich es doch noch dank der genauen Koordinaten in Google Maps. Wenn man einmal weiß, wo es ist, ist alles klar. Aber ansonsten kann man es glatt übersehen.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich es gefunden habe. So ein genialer Anblick – und dann auch noch mit aufgehendem Mond!
Rosiger Abend
Annette zaubert uns ein erstaunlich leckeres Fertigessen aus der Tiefkühlabteilung. Hätten wir jetzt gar nicht so erwartet, aber mit Hilfe des Generators und der Mikrowelle wird es schließlich fertig.
Nach Sonnenuntergang mache ich mich noch mal Richtung Eye auf. Und tatsächlich gibt es auch hier ein kleines rotes Feuerwerk am Himmel.
Lediglich meine Entscheidung, statt des großen Stativs einen Gorillapod zu benutzen, ist bei dem doch recht heftigen Wind ein mittlerer Schlag ins Wasser. Da wird so manches Bild einfach doch verwackelt.
Aber egal – mit der Fotoausbeute und den Erlebnissen des Tages können wir mehr als zufrieden sein.
0 Kommentare