Es war heiß, sehr heiß heute Nacht. Wer uns da immer ein bisschen über die Runden hilft, ist dieser kleine USB-Ventilator. Man steckt ihn einfach in einen Akkupack und hat tatsächlich einen spürbar kühlen Luftstrom. Himmlisch! Auch nachts lassen wir ihn im Alkoven einfach durchlaufen, so dass immer ein kleines Lüftchen geht. Strom verbraucht er so gut wie keinen und leise ist er auch noch. Beste Anschaffung fürs Womo in diesem Jahr!
Die Aussicht, nach Carcassonne zu fahren, schreckt uns im Augenblick eher ab. 33°? An einem Sonntag? In der Hochsaison? Mit kaputter Grauwasserentsorgung? Nicht so prickelnd. Und aus dem Bauch heraus treffen wir mit die beste Entscheidung auf dieser Reise. Wir beschließen, dass uns Carcassonne sicherlich nicht wegläuft und da wir ohnehin noch einmal in diese schöne Gegend wiederkommen wollen, werden wir es einfach noch mal später probieren.
Stattdessen fahren wir Richtung Nordwesten. Nach Cordes-sur-ciel, dem mittelalterlichen Ort, an dem man in den Himmel aufsteigen soll, weil die Straßen so steil sind. Und einen sehr empfohlenen Campingplatz gibt es dort auch noch.
Und so stehen wir nahezu Punkt 12 auf der Matte, um dort einen Platz für eine Nacht zu kriegen. Und der Empfang hier ist nun wirklich das völlige Gegenteil unserer Erfahrung an der Ardèche. So herzlich, so verständnisvoll für unser grauenhaftes Französisch! So geduldig und langsam alles noch mal wiederholend und sich freuend, wenn man es endlich verstanden hat: Voilà! Madame ist wirklich eine Gastgeberin aus dem Bilderbuch. Und auch ihr Platz lässt keine Wünsche offen. Eine großzügige Parzelle unter schattigen Bäumen, wo wir es uns richtig gemütlich machen können. Denn wir stellen auch fest, dass es mal ganz gut tut, den Fuß noch mehr vom Gas zu lassen und einfach mal irgendwo zu sein.
Daher legen wir einen echten Gammeltag ein und planen, wie es auf dem nächsten Reiseabschnitt in den Pyrenäen weiter gehen soll.
Abends grillen wir noch mal unsere Vorräte weg und brechen dann recht spät auf, um den Ort zu erkunden. Denn das als einen der schönsten Orte im Languedoc-Roussillon beschriebene kleine Mittelalterstädtchen wollen wir dann doch nicht unbesucht lassen.
Der Fußweg von 2 km bis zum Beginn der Altstadt ist gut machbar und als wir die erste Gasse hinaufsteigen, kriegen wir schon eine Ahnung, warum der Ortszusatz „sur ciel“, zum Himmel, heißt. Die Touristenströme sind schon versiegt, die Geschäfte geschlossen, aber uns gefällt es ganz gut, dass so eine abendliche Stille über dem Ort liegt.
Denn so bleibt genug Zeit, alles wegzufotografieren und zu bestaunen. Denn, auch wenn so hübsche mittelalterliche Gassen ja immer fotogen sind, hier ist es tatsächlich noch mal einen Tacken bezaubernder. Ob das an den wirklich(!) steilen Straßen liegt? Die sind nämlich wirklich irre! Man denkt immer: Nach der nächsten Kurve bist du oben, da kommt nix mehr. Und was kommt dann? Natürlich die nächste steil nach oben führende Gasse. Und das mehrfach! Muss man erlebt haben, kann man nicht beschreiben! Also, wenn ein Ort seinen Namen zu Recht führt, dann dieser!
Als wir schließlich oben ankommen und es tatsächlich nicht mehr höher geht, genießen wir die Aussicht und sehen eine mittelalterlich gekleidete Schaustellertruppe. Deren Programm war auf einer Reklametafel unten in der „Neustadt“ bis 23 Uhr angekündigt. Aber jetzt sieht das eher nach Aufbruch und Ende aus. Schade!
Wir können uns unter der großen offenen Markthalle ein erfrischendes Bierchen und schlendern noch ein bisschen durch die verwunschenen Gassen und schwärmen so vor uns hin. Was auffällt, ist wie viele Kätzchen es sich hier oben gemütlich gemacht haben!
Als wir uns gerade auf den Rückweg machen wollen, hören wir das aufgeregte Raunen eines erwartungsvollen Publikums. Und tatsächlich: Unterhalb des beeindruckenden Gebäudes mit den Bogenfenstern ist eine Bühne entstanden und wir kommen in den Genuss einer Feuershow mit allem Piff-paff-puff. Super! Viel stimmungsvoller kann man einen Tag nicht zu Ende bringen.
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