Verwirrende Flut

14. Oktober 2016 | Bretagne, Nordbretagne Herbst 2016

Fühlt sich ein bisschen unwirklich an. So als einzige Gäste auf einem Campingplatz. Aber wir genießen als Abwechslung zur engen MoMo-Dusche mal die geräumige Campingdusche. Und da die Waschräume nicht geheizt sind auch gleichzeitig sehr belebend.

Die nette Platzwartin überschüttet uns beim Bezahlen noch mit Tipps und Broschüren, was wir so alles machen könnten. Und tatsächlich sind wir geneigt, uns für diese Reise Lannion als Endpunkt zu wählen und schweren Herzens (und schon wieder) auf Finistere zu verzichten. Aber: Wir kommen bestimmt wieder – das steht schon mal fest.

Heute zieht es uns magisch wieder zur Küste zurück. Aber wir wählen nicht den kürzesten Weg, der uns wieder über Saint Brieuc führen würde, sondern peilen das Örtchen Quintin an, was quasi auf unserer gewählten Umgehungsroute liegt.

In der Stadt gibt es eine überproportionale Menge an öffentlichen Toilettenhäuschen. Alleine im ersten zähle ich 10 Pissoirs – da kann ja fast eine komplette Fußballmannschaft gleichzeitig pinkeln! Ansonsten bietet sich die übliche Auswahl an Geschäften, in denen wir fleißig Leckereien kaufen.

Das beste ist aber die Kirche. Zum einen wegen der (leider nicht ausgestellten) Reliquie: Teile eines Gürtels der heiligen Jungfrau Maria, den ein Kreuzritter mit nach Hause gebracht hat. Scheint garantiert als Heilmittel für und gegen so ziemlich alles zu wirken, denn im Eingangsbereich finden sich Dutzende von “Merci”-Tafeln (nein, nicht die Schokolade!) für das bewirkte Wunder.

Zum anderen aber wegen der leisen Beschallung mit andachtsvollen Chorgesängen über die Lautsprecher, die tatsächlich die Wirkung des Raumes verändern. Sehr friedvoll und beruhigend. Und für leuchtende Kirchenfenster und skurrile Riesenmuscheln aus Java als Weihwasserschalen bin ich auch immer zu haben.

Unser Weg führt uns weiter an die Küste nach Étables-sur-Mer. Und hier sind wir das erste Mal dann doch etwas enttäuscht. Ein eher schmaler und noch dazu veralgter Strand, der von großflächigen geschwungenen Felsbändern begrenzt werden. Naja. Wir begehen noch den Zöllnerpfad Richtung Süden, sind aber auch vom dortigen Plage des Godelins nicht all zu begeistert. Da fahren wir gerne weiter.

Eine Empfehlung soll der Stellplatz am Strand von Le Palus etwas weiter nördlich sein. Aber auch hier stellt sich Ernüchterung ein. Der Stellplatz scheint drastisch beschnitten und nicht gepflegt zu sein. Schön stehen ist anders. Und auch der grobe Kieselstrand, den wir vor uns haben, reißt uns nicht zu Begeisterungsstürmen hin.

Weiter nach Norden folgen wir jetzt der Route des Falaises durch eher schmale Sträßchen, wo mehr als einmal Äste über das Womodach streichen. Urig! Wir sind auf der Suche nach dem Plage Bonaparte, der aber zunächst gar nicht, dann nur ein einziges Mal wirklich ausgeschildert ist. Wir kommen schließlich an einem Plateau aus, wo eine Stele an die Rettungsaktion der französischen Résistance für amerikanische Soldaten erinnert. Man hat eine tolle Aussicht, darf aber mit dem Womo dort nicht stehen – schade!

Wir bleiben trotzdem kurz dort stehen, weil wir unter uns einen weiteren Parkplatz entdecken, an dessen Ende ein kurzer Tunnel Richtung Meer zu sehen ist. Genau so ist die Plage Bonaparte beschrieben! Wir gehen also auf dem Zöllnerpfad hinunter und gucken uns das ganze mal an. Am Ende des Tunnels geht eine kleine asphaltierte Rampe zum Meer hinunter, an deren Ende ein Angler auf seinen Fang wartet. Wieder kein Strand.

Und endlich dämmert es mir: Es ist schlicht und einfach Flut! Unsere nette Campinglady von heute morgen hatte uns sogar noch extra darauf hingewiesen, dass speziell an diesem Wochenende zusammen mit dem Vollmond der Tidenhub wohl besonders extrem sei. Deshalb also überall so wenig Strand – Wahnsinn, wie sehr das die Wirkung der Landschaft verändert!

Auch wenn wir uns vorstellen können, auf dem Parkplatz am Bonaparte zu übernachten, zieht es uns noch etwas weiter. Denn der Parkplatz lag in einer kleinen Senke, von der aus man kaum eine Aussicht in die Weite hätte. Und da es im nur wenige Kilometer entfernten Bréhec einen Stellplatz mit Top-deluxe-Aussicht geben soll, beschließen wir, diese Option noch zu checken, bevor wir uns entscheiden, wo wir die Nacht verbringen.

Als wir dann auf den letzten Metern die steile Corniche hinauffahren und dann diesen grandiosen Ausblick haben, ist die Entscheidung relativ leicht…

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