Wir stellen fest, dass wir etwas verlottern. Die Abende werden lang und länger und entsprechend spät kommen wir aus den Federn. Heute tatsächlich erst um 10 Uhr! Immerhin ist es deutlich freundlicher als gestern abend. Die Trollwand sieht mit blauem Himmel und Wölkchen gleich noch mal so doll aus.
Für uns steht eine touristische Pflichtattraktion an: Der steile Trollstigen mit seiner atemberaubenden Streckenführung. Kurz bevor es ernst wird, machen wir noch mal Halt bei einem Touri-Souvenirshop, weil sie so einen freundlichen dreiköpfigen Riesentroll auf dem Parkplatz stehen haben. Aber in der Bude gibt es mal wieder nix, wofür wir das Portemonnaie zücken würden.
Vor der ersten Serpentine gibt es noch mal Aussichtspunkte, von denen aus man sich die Strecke noch mal in Ruhe angucken kann. Links und rechts Wassserfälle. Mehrere enge Serpentinen. Aber was könnte uns nach dem Aursjøvegen noch schocken…?
Und tatsächlich ist die Fahrt auf der bestens ausgebauten Strecke auch für Annette kein Grund zur Panik. Da sind wir vom Aursjøvegen deutlich schlimmeres gewöhnt! Und mir macht diese Kletterei sogar Spaß. Tolle Sache!
Der wirklich große Besucherparkplatz an der Aussichtsplattform sieht seeehr voll aus, aber wir haben Glück mit einem gerade frei gewordenen Parkplatz am Straßenrand. Gut, dass wir uns gar nicht erst ins Getümmel werfen müssen.
Denn voll ist es in der Tat! Vom Besucherzentrum wird man auf einem Steg zu zwei Aussichtspunkten gelotst. Schon der erste, näher gelegene bietet tolle Aussichten auf Straße, Tal und Wasserfall.
Aber erst von der zweiten Plattform aus hat man den wirklich einmaligen Überblick über nahezu die gesamte Strecke des Trollstigen. Und wir schauen fasziniert zu, wie sich immer wieder Engstellen bilden, wenn zwei Dicke aneinander vorbei müssen. Und teilweise sind das ganz schön beträchtliche Schlangen, die sich da bilden!
Besonders schön sieht man das in dem Zeitraffervideo, was ich über 8 Minuten gemacht habe – wenn man das eingedampft auf 1 Minute sieht, hat man fast den Eindruck, dass der Verkehr problemlos fließt!
Apropos Schlangen: Als wir zum Besucherzentrum zurückkehren sind wohl gerade 3 Busse angekommen und entsprechend schieben sich die Menschen Richtung Aussicht – solche Menschenmassen sind wir wirklich nicht mehr gewohnt!
Auf der Weiterfahrt durchs Meiadal wird es zunächst majestätisch rau. Und beim nächsten Aussichtspunkt nach den Trollstigen ist vom Trubel, der dort herrschte, schon wieder nichts mehr zu spüren. Puh!
Wieder ein paar Kilometer weiter kommt die nächste Attraktion: Der/die/das Gudbrandsjuvet ist mal wieder eine Engstelle im Fluss mit rauschenden Wassermassen. Fast schämt man sich bei dem Gedanken “Das hatten wir jetzt ja schon ein paar Mal…”, denn toll ist es ja immer noch. Was mir an diesem Punkt mal wieder besonders gefällt, ist die Gestaltung der Aussichtsplattform mit einer geschwungenen Wegführung, der Mischung als Rost und Glanz und den spielerisch leicht wirkenden Gittern am Rande.
Im nun nahtlos folgenden Valldal ist alles ein Stück lieblicher als zuvor, da wir doch ein gutes Stück bergab gefahren sind. Und selbst wenn man es vorher nicht schon gelesen hätte: Am Ende der Strecke weiß man, dass das Tal berühmt für seine Erdbeeren ist. Überall am Wegesrand gibt es Stände, die von den Töchtern des Hauses besetzt sind. Wir lassen uns nicht lumpen und kaufen auch ein Schälchen!
Als wir hinunter zum Norddalsfjord kommen, verschlechtert sich leider auch das Wetter. Es ist deutlich trüber geworden und auch Regen hat eingesetzt. Daher planen wir spontan um. Die eigentlich angesetzte Fahrt nach Geiranger verschieben wir nach hinten und fahren weiter Richtung Ålesund, wo es sich sicherlich auch bei nicht so gutem Wetter ganz gut aushalten lässt.
Am tollen Aussichtspunkt Liabygda, wo man einen herrlichen Blick auf die Gabelung des großen Storfjords hat, beschließen wir, erst mal ein Kaffeepäuschen zu machen und Annette zaubert mit den Erdbeeren und handgeschlagener Sahne ein wahrlich köstliches Mahl. Und ich habe den Geistesblitz, dass ja eventuell ein Kreuzfahrtriese auf dem Rückweg von Geiranger sein könnte. Und nach einem kurzen Check im Internet stellen wir fest, dass hier bald wirklich ein Riese vorbeikommen müsste: Die “Koningsdam” ist mit fast 300m Länge und 2600 Passagieren wahrlich nicht klein. Aber als sie dann tatsächlich hinter der Felsnase auftaucht, wird mal wieder deutlich in welcher Liga diese Landschaft hier spielt. Gegen die umgebenden Steinwände sieht auch so ein riesiges Schiff nicht wirklich beeindruckend aus…
In Ålesund kommen wir recht spät an – um 19.30 Uhr sind hier schon alle 30 Stellplätze auf dem offiziellen Platz in der Nähe des Stadtzentrums vergeben. Was nun? Ich erinnere mich, dass ich davon gelesen habe, dass beim Aussichtsrestaurant Fjellstua auf dem Hausberg Aksla ein öffentlicher Parkplatz sei, wo man auch über Nacht stehen könne. Also peilen wir den an. Aber das Navi lotst uns ziemlich abenteuerlich durch enge Gässchen bis zu einem Schild, was eigentlich die Durchfahrt verbietet. Was jetzt? Ich frage den vorbeigehenden Parksünderaufschreiber und kriege in perfektem Deutsch eine Wegbeschreibung, die auch für Wohnmobile geeignet ist. Heissa!
Und als wir auf dem Weg hinauf zum Aksla wieder unsere bergauf joggenden Norweger sehen, wissen wir, dass es gut werden wird. Die Aussicht hinunter auf Ålesund und zu den umgebenden Inseln ist großartig und neben einem dort schon für die Nacht geparkten Womo finden wir auch noch ein passabel ebenes Plätzchen.
Und als Tüpfelchen auf dem i kommt am Horizont noch einmal die Koningsdam vorbei und ich könnte schwören, dass der Kapitän uns gerade anerkennend zugewunken hat.
Vassendenindex
Bis zu den Fjorden war eigentlich alles gut. Aber ab nachmittags dann doch starke Tendenz zu grau und nass.
Sommerwetter: 10,5
Pisswetter: 3,5
Beim Zeitraffer Video der Strecke des Trollstige erinnert mich an Carrera Autobahnrennen mit meinen Brüdern?.
Tolle Eindrücke & Berichte von Euch beiden!
Macht weiter so.
Msrtine
Stimmt!
Hey hey, die Koningsdam haben wir gestern auch gesehen, heute morgen versperrt Mein Schiff 5 die Aussicht. Klar wo wir in der ersten Reihe stehen. Und die Sonne scheint.
In Alesund wollen wir morgen Vormittag aufschlagen.